Die häufigsten Fragen zur Hebammensuche lauten in etwa so:
„Ab wann sollte man sich eine Hebamme suchen – welche Schwangerschaftswoche (SSW) ist die richtige?
Wonach suche ich eine Hebamme aus?
Und vor allem: Wie finde ich die für mich passende Hebamme für die Zeit der Schwangerschaft, der Geburt und des Wochenbetts?“
Wie finde ich die für mich passende Hebamme?
Als erstes recherchierst du Hebammen, die bei dir in der Nähe arbeiten und das Leistungsprofil haben, welches dich interessiert und rufst sie einfach an.
In der Regel sprichst du dann erst mal mit einigen Anrufbeantwortern, da die meisten Hebammen tagsüber unterwegs bei Hausbesuchen, Kursen, etc. sind. Wenn du mehrere Anrufe tätigst empfiehlt es sich, eine einfache Liste anzulegen: Wen hast du erreicht, auf den AB gesprochen, oder wer steht noch aus. Da die Hebamme um deinem errechneten Termin herum verfügbar sein muss und Hebammen auch immer nur ein bestimmtes Kontingent an Frauen annehmen können, solltest du dich zeitig darum bemühen.
Nach einem netten Telefonat, kommt die Hebamme dann zu dir zum Vorgespräch. Natürlich muss die Chemie stimmen, aber in meinem Beruf ist es quasi Grundvoraussetzung, dass man sich schnell auf die unterschiedlichsten Menschen einstellen kann. Ich betreue also auch Familien, die ganz andere Vorstellung haben als ich. Ich überrede auch niemanden zu etwas, das er nicht möchte. Ich kläre auf und betreue nach Bedürfnislage. Ich bin ja auch kein Missionar, dessen Ziel es ist, seinen Glauben anderen Menschen über zu stülpen. Mit dieser Einstellung und Haltung habe ich bisher immer gute Erfahrungen gemacht.
Ab wann sollte man sich eine Hebamme suchen?
Die Frage, welche Schwangerschaftswoche die richtige ist, ist leicht beantwortet: Es ist nie zu früh, sich eine Hebamme zu suchen! Du hast gerade festgestellt, dass du schwanger bist? Nur zu!
Irritiert? Ich weiß, viele Portale empfehlen die Hebammensuche viel später. Aber gerade in der Frühschwangerschaft gibt es ja bekanntlich schon oft Beschwerden, wie z.B. Übelkeit. Warum sollte man in diesem Fall nicht schon Hebammenhilfe in Anspruch nehmen? Und bestimmte Beratungsthemen sollten auf jeden Fall früh erfolgen. Was nützt es dir in der 20. SSW zu erfahren, dass du besser auf den „Hackepeter“ zum Frühstück verzichtet hättest?
Wonach suche ich eine Hebamme aus?
Der Kontakt zu deiner Hebamme wird im Verlauf der Schwangerschaft vermutlich eng sein. Deshalb ist es wichtig ist, dass du dich bei deiner Hebamme wohl fühlst. Und das führt zur Antwort auf die Frage nach dem Auswahlkriterium Nummer 1: Bauchgefühl!
Darüber hinaus gibt es aber natürlich ganz konkrete Dinge, über die du dir am Besten schon im Vorfeld Gedanken machst und dann auf dieser Grundlage mit der Hebammensuche beginnst:
Was will ich eigentlich? Wie stelle ich mir meine Geburt vor? Worauf lege ich Wert und was will ich nicht? Möchtest du eher eine Hebamme, die handfest, etwas älter und mütterlich ist? Oder lieber eine gleichaltrige Hebamme, die wie eine gut informierte Freundin auftritt? Entbindest du mit einer Beleghebamme in der Klinik, oder zu Hause? Welche Hebammenleistungen möchtest du in Anspruch nehmen? Und so weiter.
Das sind sehr individuelle Fragestellungen, die natürlich in ihren Antworten auch äußerst unterschiedlich ausfallen.
Der Hebammenbaukasten
Die ganze Hebammenbetreuung ist im Prinzip wie ein Baukastensystem, aus dem man frei wählen kann, was zu einem passt:
Vorsorge
- ausschließlich von der Hebamme
- abwechselnd mit dem Arzt
- nur beim Arzt, aber mit Beschwerden, „Zipperlein“ und allem, was bei den ärztlichen Vorsorgen eher untergeht oder einfach nicht passt, zur Hebamme
Geburtsvorbereitung
- ein Kurs für Frauen
- ein Kurs für Paare
- ein Frauenkurs mit ein bis drei Terminen, bei denen die Partner dabei sind
Geburt
- Klinik mit Betreuung durch die diensthabende Hebamme (wie 90% der Frauen)
- Klinik mit einer Beleghebamme
- Hausgeburt mit einer Hausgeburtshebamme
- Geburtshaus mit der dort tätigen Hebamme
Wochenbettbetreuung
- Wochenbettbetreuung von einer freiberuflichen Hebamme
Rückbildung
- Rückbildungskurs im Krankenhaus, Geburtshaus oder in der Hebammenpraxis
Diese Leistungen werden von der Krankenkasse bezahlt.
Die Rufbereitschaftspauschale bei Haus- bzw. Geburtshausgeburt und der Partnerbeitrag beim Geburtsvorbereitungskurs müssen allerdings (meistens) privat bezahlt werden.
Aber, ganz wichtig: Das alles, außer der Klinikhebamme, muss man sich selber organisieren!!!
Einen genaueren Überblick über die gängigen Hebammenleistungen gebe ich in dem Artikel „Hebammenleistungen: Was beinhaltet das?“
Zusatzleistungen
Viele Hebammen bieten zusätzliche Leistungen, wie z.B. Schwangerschaftsgymnastik oder Schwangerschaftsyoga, Schwangerenschwimmen, Massagen, etc. an. Das sind zwar durchaus schöne Begleitmaßnahmen, aber keine offiziellen Hebammenleistungen und werden natürlich nicht von der Krankenkasse getragen.
Deine Fragen
Mit den Vorüberlegungen von oben bist du nun schon sehr gut für ein Kennenlern-Telefonat, oder, wenn du es so nennen magst, das „Hebammen-Interview“ vorbereitet. Denn du weißt jetzt was du willst.
Aber wie führt man nun so ein Interview am besten? Entweder einfach gerade heraus, also wieder nach Bauchgefühl, oder du überlegst dir vorher einfach ein paar konkrete Fragen, die du im Telefonat „abarbeitest“. Was willst du, neben den harten Fakten, wie z.B. Verfügbarkeit, eventuell von ihr persönlich wissen?
Dies sind ein paar Fragen, die mir häufig gestellt werden:
- Wie lange bist du schon Hebamme?
- Hast du Kinder? (Für mich persönlich übrigens kein Kriterium. Es gibt ja auch Männer, die Frauenärzte sind.) 😉
- Wie stehst du zu ….? (Stillen, Homöopathie, Wunschsectio, …)
- Wie läuft die Betreuung bei dir ab?
- Wie oft und wie lange kommst du?
- Kann ich dich auch zwischendurch anrufen, wenn ich eine Frage habe?
- Wie erreiche ich dich? (Mail/Telefon/Handy)
- Hast du eine Vertretung, wenn du mal nicht kannst oder krank bist?
- Kennst du dich mit Naturheilmitteln/Akupunktur/Homöopathie aus?
Bei so einem Plausch am Telefon, bekommst du auf jeden Fall ein erstes Gefühl dafür, ob es passen könnte, oder eher nicht. Du muss ja nicht gleich einen Termin vereinbaren, und kannst, bei Bedarf, erst mal weiter telefonieren.
Wie tickst Du? – Das gegenseitige Abtasten
Hebammen sind ja in erster Linie für die Begleitung von natürlichen Prozessen da. Wenn du also am Telefon sagst: „Ich will übrigens einen Kaiserschnitt machen lassen und dann auch sofort abstillen“, dann musst du dir auch die Frage nach dem „Warum“ gefallen lassen. Oder stell dich zumindest darauf ein, dass sie kommt.
Ich frage immer nach. Allein schon, weil mir die Antworten viel über die Frau sagen: Vielleicht hat sie einen triftigen Grund einen Kaiserschnitt zu wollen, der dann natürlich auch für meine Betreuungsarbeit wichtig ist. Vielleicht ist sie aber auch völlig unaufgeklärt und will nur mit dem vermeindlichen Trend gehen. Vielleicht hat sie sich aber auch gut informiert und ihre Entscheidung bewusst so getroffen. Das sollte dann von der Hebamme natürlich respektiert werden, ansonsten ist sie die Falsche für den Job. Das Abtasten und Ausloten der jeweiligen Haltungen erfolgt also durchaus auf beiden Seiten. 😉
Das erste Treffen
Wenn das Telefonat gut verlaufen ist, kann aber eigentlich auch gleich das erste Treffen für ein Vorgespräch verabredet werden. Wo das Treffen statt findet hängt davon ab, wie die Hebamme arbeitet: Manche Hebammen kommen zur Familie nach Hause.
Beim Vorgespräch geht es erst mal darum sich (noch) besser kennen zu lernen: Die Hebamme sieht sich den Mutterpass an, stellt Fragen zur Schwangerschaft. Ich frage auch gerne nach Erwartungen und Wünschen, manchmal auch nach Befürchtungen, wenn mir eine Frau z.B. sehr ängstlich vorkommt. Ich erkläre auch kurz wie ich arbeite, damit das Paar eine Vorstellung hat, was auf sie zukommt und lasse viel Raum für Fragen.
Fazit
Es ist gar nicht mal so selten, dass die „erstbeste“ Hebamme auch gleich perfekt passt.
Fragen zu stellen und mit Checklisten zu arbeiten ist gut, aber verlasst euch letzten Endes am besten auf euer Bauchgefühl!